Selber Dörren - gerne auch im Winter!
Gibt es eigentlich eine spezielle Jahreszeit in der das Dörren besonders zu empfehlen ist? Und was lässt sich im Winter dörren? Peter Dreverhoff gibt Antworten.
Schnell kommen wir beim Dörren auf die klassischen Jahreszeiten - auch daran zu erkennen, wenn plötzlich beim Discounter um die Ecke die Stapeldörrgeräte in den Wochenangeboten, zu unglaublich preiswerten Preisen, auftauchen. Der Kalender läutet dann in der Regel den Spätsommer ein, wenn heimische Äpfel, Birnen, Pflaumen und Trauben regelrecht dazu auffordern, mit der natürlichsten Konservierungsmethode der Welt, dem Dörren, haltbar gemacht zu werden.
Besonders werden die heimischen Bemühungen, wenn zur Erhaltung von Aromen und Vitalstoffen, das verwendete Dörrgerät auch mit der sogenannten Rohkost Temperatur betrieben wird!
In der Praxis werden die Geräte dann maximal mit 50, 45 oder im besten Fall mit 42°C betrieben. Bei Temperaturen über 50°C schmeckt sogar der Leihe, dass sich der Geschmack verändert und die leuchtenden Farben der Ursprungsprodukte fahl und grau werden. Dementsprechend können wir davon ausgehen, dass auch die Vitalstoffe bei hohen Trocknungstemperaturen, vor allem die hitzeempfindlichen Vitamine und Enzyme, in Mitleidenschaft gezogen worden sind.
Aber kommen wir nochmal zurück auf den saisonalen Einsatz von Dörrgeräten.
Erstmal ist ein Umdenken im Kopf gefragt, denn ein Dörrgerät, ist nicht nur das Mittel zum Zweck, um frisches Obst und Gemüse schonend und auf eine sehr natürliche Art haltbar zu machen. Mit dem Dörrgerät ahmen wir quasi ein mildes Mittelmeerklima, ohne große Taubildung am Morgen, nach. In unseren Breitegeraden benötigen wir leider die technische Unterstützung durch ein Dörrgerät, damit das Trocknen von Lebensmitteln auch zuverlässig und reproduzierbar funktioniert.
Also halten wir fest, durch die Technik können wir das Dörren das ganze Jahr über umsetzen und beim natürlichen Konservieren hört der Einsatz der Geräte lange nicht auf.
Was für den Normalbürger der Herd und Ofen ist, das ist für den interessierten Hobby-Dörrer das Dörrgerät. Denn hier können ganze Mahlzeiten schonend erhitzt werden. Ganz nach dem Prinzip: Statt schnell und mit hohen Temperaturen, lieber langsam und mit geringen Temperaturen garen.
Gerade im Winter genießen rohkostorientierte Menschen warme Mahlzeiten aus dem Dörrgerät, wie z.B. Pizza, Lasagne, Salate, Suppen, marinierter Blumenkohl oder Brokkoli und vieles mehr. In den Winter fällt bekanntlich auch die Weihnachtszeit und die Zutaten, die für die speziellen Naschereien benötigen werden, brauchen häufig eine etwas erhöhte Temperatur. Kokosöl, Kokosmus, Kakaobutter sowie Kakaomasse sollten schonend auf Temperaturen über 30°C gebracht werden, damit sie verarbeitet werden können. Hierzu eignet sich ein Dörrgerät vorzüglich und schon gelingen urgesunde Plätzchen, Energieballs und Co. im Handumdrehen.
Ein besonderes Highlight ist das Herstellen von Chips aus Grünkohl. Diese Produkte haben es mittlerweile in den Lebensmittelhandel geschafft, wobei ich sagen muss, dass die selbstgemachten Grünkohlchips die Tütenvarianten aus dem Laden bei weitem übertreffen und die Dörr-Temperatur hat jeder dann selber im Blick. Grünkohl ist das winterliche Saisongemüse mit hohem gesundheitlichen Nutzen: Er punktet mit viel Eisen, Kalzium, Vitamin K und C sowie einem mannigfaltigen Aminosäureprofil. Und wird zudem von der Alternativmedizin als idealer Unterstützer für die Erkältungs- und Entzündungsprophylaxe angesehen.
Wenn dann diese gezupften Blätter, kräftig mariniert, schön knusprig aus dem Dörrgerät herauskommen wird der Slogan, genussvoll gesund bleiben, zur gefühlten Realität.
Eine weniger bekannte Genussvariante sind angedörrte Avocadostreifen, eine Frucht, die im Winter aus dem nahe gelegenen Spanien kommt und mit der gewissen Panade zu einer erfüllenden und herzhaften Mahlzeit wird. Die Avocadostreifen ohne Schale werden in gemahlener Leinsaat oder Sesam zusammen mit etwas Salz und Pfeffer gewälzt und dann für 4 Stunden in das Dörrgerät verfrachtet. Daraus dann direkt frisch und warm verzehrt, machen sie satt und schmecken herrlich aromatisch. Achtung nicht zu lange im Dörrgerät belassen, sonst fangen die Fettsäuren an sich zu verändern und die Avocadostreifen bekommen eine bittere Note.
Eine weitere sinnvolle Aufgabe für ein Dörrgerät ist das Heruntertrocknen von angekeimten Saaten. Besonders beliebt sind dabei z.B. Buchweizen, Sonnenblumen- und Kürbiskerne. Das Ziehen von Sprossen und Keimlingen ist besonders in der kalten Jahreszeit eine beliebte Beschäftigung, da hier frische Rohkost selber gezogen und direkt geerntet werden kann. Die Keimlinge von Saaten enthalten die meisten Nährstoffe, wenn das neu entstehende Pflänzchen ungefähr die Größe des Samens selber erreicht hat. Wenn dies der Fall ist, kann das weitere Wachstum im Kühlschrank gestoppt werden, bzw. durch das schonende Trocknen unter 42°C genau in dieser Wachstumsphase dauerhaft haltbar gemacht werden. So stehen uns die kleinen Vitalstoffwunder jederzeit und ohne große Kosten für die weitere Lagerung zur Verfügung.
Fazit: Dörrgeräte bieten neben der klassischen Haltbarmachung unserer Ernte eine große Genusswelt und erhalten dank der geringen Temperaturen alle wichtigen Nährstoffe der Lebensmittel. Dörren im Winter? Unbedingt!